
Jugendalter, Lernschwierigkeiten und die Macht der “Freundschafts-Kommunikation”
Die Teenagerjahre sind schon an sich eine Achterbahnfahrt – mit Lernschwierigkeiten wird es noch komplizierter. Viele Eltern machen den Fehler, in den “Erziehungsmodus” zu verfallen, wenn ihr Kind struggelt. Doch was Jugendliche mit Lernschwierigkeiten wirklich brauchen, ist nicht mehr Druck, sondern eine kommunikative Brücke, die an Freundschaft erinnert: unvoreingenommen, unterstützend und auf Augenhöhe.
- Warum normale Erziehung oft nicht funktioniert
Der unsichtbare Kampf
Teenager mit Lernschwierigkeiten (wie Legasthenie, Dyskalkulie oder ADHS)…
✔ Verstecken ihre Schwächen aus Scham (“Ich hab’s vergessen” statt “Ich check’s nicht”)
✔ Hören ständig, sie sollen sich “mehr anstrengen” – was sich wie ein Vorwurf anfühlt
✔ Spüren den Druck, “normal” sein zu müssen → Stress und Widerstand
Was NICHT hilft
🚫 “Reiß dich zusammen!” → Führt nur zu mehr Frust
🚫 Vergleiche (“Deine Schwester hat das sofort verstanden!”) → Zerstört das Selbstwertgefühl
🚫 Überfürsorge (“Ich mach das für dich”) → Nimmt ihnen die Chance, selbst Lösungen zu finden
- Freundschafts-Kommunikation: Was ist das?
Stell dir vor, wie du mit einem guten Freund sprechen würdest, der Probleme hat:
✔ Du urteilst nicht
✔ Du hörst erst mal zu
✔ Du bietest Hilfe an – ohne aufzudrängen
Genau das brauchen Jugendliche mit Lernschwierigkeiten.
- 5 Strategien für eine bessere Kommunikation
① “Erzähl mir mehr”-Technik
Statt: “Warum hast du schon wieder keine Hausaufgaben gemacht?” Versuche: “Ich merk, das Thema stresst dich. Willst du mir sagen, was genau hakt?”
Warum es wirkt: Der Teenager fühlt sich verstanden, nicht angegriffen.
② Humor als Türöffner
Manchmal hilft eine lockere Bemerkung: “Okay, Mathe ist offiziell blöd. Sollen wir die Aufgaben erst mal beleidigen, bevor wir sie lösen?”
👉 Entspannt die Atmosphäre und nimmt Druck raus.
③ “Ich glaub an dich” – ohne “Aber”
Vermeide Sätze wie: “Du schaffst das – wenn du dich nur konzentrierst!” Besser: “Ich weiß, das ist hart. Und ich weiß auch, dass du einen Weg findest.”
④ Die “Drei-Zeilen-Regel”
Bei Wutanfällen oder Schulverweigerung:
- Verständnis zeigen (“Ich sehe, wie wütend du bist.”)
- Keine Lösung aufzwingen (“Willst du erst mal durchatmen?”)
- Gemeinsam planen (“Überlegen wir zusammen, wie wir das hinkriegen.”)
⑤ Erfolge feiern – auch kleine
Nicht nur auf Noten schauen! Sätze wie: “Hey, du hast heute 20 Minuten durchgearbeitet – das ist ein Fortschritt!” 👉 Bestärkt Motivation mehr als jeder Tadel.
- Echte Dialoge für typische Situationen
Bei Hausaufgaben-Frust
❌ “Jetzt konzentrier dich doch mal!” ✅ “Boah, das ist echt ein blödes Thema. Sollen wir’s in Mini-Schritte zerlegen?”
Wenn die Schule verweigert wird
❌ “Du gehst jetzt sofort!” ✅ “Ich verstehe, dass du keine Lust hast. Lass uns überlegen, was heute helfen könnte – Pause machen? Mit dem Lehrer reden?”
Bei Selbstzweifeln
❌ “So schlimm ist es doch nicht!” ✅ “Manche Dinge brauchen länger, das ist okay. Erinnerst du dich, als du X gelernt hast? Da dachtest du auch erst, du schaffst es nie.”
- Wie du Selbstvertrauen aufbaust
Hilf ihnen, ihre Stärken zu sehen
Frage: “Was kannst du richtig gut, das anderen schwerfällt?” (Kreativität? Logisches Denken? Teamwork?)
Ermutige sie, um Hilfe zu bitten
Sage: “Clevere Leute holen sich Unterstützung – das ist kein Zeichen von Schwäche.”
Vorbilder nennen
“Wusstest du, dass [erfolgreiche Person] auch Lernschwierigkeiten hatte? Die hat gelernt, damit umzugehen – und du kannst das auch.”
- Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist
Wenn…
✔ Die schulischen Probleme länger als 6 Monate anhalten
✔ Dein Teenager keine Freude mehr an Hobbies hat
✔ Ängste oder Depressionen im Spiel sind
Dann können helfen:
- Lerntherapeuten (spezialisierte Nachhilfe)
- Jugendcoaches (für Motivation und Organisation)
- Psychologen (bei emotionalen Belastungen)
Fazit: Du bist ihr sicherer Hafen
Jugendliche mit Lernschwierigkeiten kämpfen oft stumm – weil sie fürchten, enttäuscht zu werden. Deine Art zu kommunizieren kann ihr Selbstbild verändern.